Ein Pastor erzählt uns, dass alle Gemeinden in der Provinzhauptstadt gegen ISIS gebetet haben und Gott zu ihnen sprach, dass ISIS nicht nach Kurdistan kommen wird,
denn es sei ein Land des Friedens. Dies spürte anscheinend auch die Bevölkerung von Mossul und floh vor ISIS größtenteils nach hier, sodass die Stadt von 1 Mio. auf 2 Mio. Einwohner wuchs. In der
Region gibt es viele Camps für Flüchtlinge, in denen zwischen 10.000-26.000 Menschen leben.
Die meisten Christen berichten uns, dass es ihnen noch gut erging im Vergleich zu den Jesiden. Wir besuchen manche von ihnen zwei Tage vor dem 3. Jahrestag der
Ereignisse am Berg Sinjar am 03.08.2014 in einem der Flüchtlingscamps und hören ihre Geschichten selbst.
Wir haben später die Möglichkeit, den Leiter des Camps zu treffen. Er berichtet uns von den Gräueltaten von ISIS und dass in seinem Verantwortungsbereich 27.000
Menschen in Camps leben. Er führt fort, dass sie stetig neue Menschen aufnehmen und immer noch junge Frauen aus der Sklaverei befreien können, die fast alle missbraucht worden. Manche von ihnen sind
erst ca. 2 Wochen vor unserem Besuch hier eingetroffen, nachdem sie gewaltsam von ihren Familien getrennt und an ISIS Kämpfer verheiratet wurden. Manche von ihnen wurden mehrfach verkauft. Junge
Frauen in ihren späten Teenagerjahren bis zu achtmal.
Doch betont der Leiter, dass in Kurdistan nach dem Eintreffen der vielen geflüchteten Bewohner der arabisch-irakischen Städte in der Nähe der Grenze ein historischer
Moment stattfand, denn alle Religionsgemeinschaften in Kurdistan hätten zusammen für das Wohl der Menschen gearbeitet und zum ersten Mal in der Geschichte wären sogar die Moscheen für Jesiden offen
gewesen.
An einem Abend fahren wir in ein ca. 3h entferntes Dorf und treffen dort die christliche Dorfgemeinde. In ihr haben sich nach den Ereignissen auf dem Berg Sinjar viele
jesidische Familien angesiedelt. Wir unterstützen die lokale Gemeinde bei der Abendveranstaltung, nachdem wir dort hin eingeladen wurden. Wir nehmen war, dass diese Gemeinde in einer Region liegt, in
der über Jahrhunderte hinweg Christen ansiedelten. Alle in der Dorfgemeinschaft haben demnach einen relativen Bezug zur Kirche. Dass wir nun dort eingeladen waren, wirkt auf uns wie die Hoffnung,
dass wir als Experten der Evangelisation der Gemeinde helfen können, den Jesiden zu begegnen. Was aber während der Veranstaltung deutlich wird ist, dass die Gemeinde noch lange nicht entdeckt hat,
wie sie der oralen Kultur der Jesiden mit dem Evangelium begegnen kann. Es braucht hier dringend die Ausstattung mit Materialien und Konzepten, die den dörflichen Kontexten angepasst sind und den
Christen helfen, sich in der Begegnung mit den Jesiden über die Hoffnung in Christus zu unterhalten. Wir merken zudem, dass unsere Übersetzung auf Arabisch nicht immer hilfreich ist, denn die Jesiden
können besser Kurdisch, als Arabisch.
Doch wir beten, dass Gottes Geist ihnen hilft, die Eindrücke des Abends aufzunehmen und dass die Beziehung zu den Christen vor Ort dahingehend reifen, dass dort ein
neues Miteinander entsteht.